Puh, wer A sagt muss auch B sagen.
Wer 50 km laufen kann, der wird doch auch 100 km wandern können. So jedenfalls meine leichtsinnige und vermessene Meinung zu Elkes Idee, 100 km rund um Hamburg zu wandern.
Angeboten vom Veranstalter Megamarsch auf dem Grünen Ring 2, einem Radweg rund um eine der schönsten Städte der Welt, die einem dann ja wohl auch die schönen Seiten näher bringen werden. So jedenfalls meine leichtsinnige und vermessene Meinung zur Idee des Veranstalters.
Stichwort Idee: Wir selber trugen uns schon länger mit dem Gedanken 2018, genau auf diesem Weg einen 100 km-Lauf, anzubieten. 300 Meter an unserer Haustür vorbeiführend, gut ausgeschildert und eine schöne Strecke, so jedenfalls unsere leichtsinnige und vermessene Meinung.
Danke an Megamarsch, dass wir jetzt von dieser Idee Abstand nehmen konnten, denn ich glaube nicht, dass einer der Teilnehmer an diesem Lauf dann danach noch mit uns geredet hätte. Lange, langweilige Asphaltpassagen, so jedenfalls haben wir es erlebt. Nun gut, wir haben es auch nicht bis ins Ziel geschafft (dazu später mehr) und somit den südlichen Teil des Ringes ausfallen lassen müssen. Der ist uns aber bekannt und wohl der schönere Teil. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlicherweise unterschiedlich. Man läuft, so wie beschrieben, größtenteils durch den Grüngürtel Hamburgs. Aber was rechts und links ins Auge fällt, ist wenig erbaulich.
Für 35 € buchten wir einen Frühanmelderstartplatz. Die Informationen vom Veranstalter im Vorwege waren recht bescheiden, sind vermeintlich hauptsächlich über Facebook gelaufen. Für mich als Verweigerer nicht so schön. An den letzten Tagen liefen die Infos dann regelmäßiger ein, allerdings oft auch doppelt und somit eigentlich unnütz und zeitraubend.
Der Start in der Nähe des Volksparkstadions war gut organisiert und pünktlich um 16 Uhr wurden wir auf die Strecke entlassen. Gleich nach dem Start fiel uns auf, dass viele der Teilnehmer, wann immer möglich Abkürzungen vom bezeichneten Weg suchten und fanden. Herdentrieb!!? Wir wurden wohl manchmal für bekloppt gehalten, wenn wir als Einzige dem ausgeschilderten Weg und nicht der trägen Masse folgten. Und dieses beobachtete Verhalten setzte sich bis zu unserem Ausstieg fort. Chapeau. Da werden sich wohl so einige ihre Urkunden abgeholt haben, stolz eine Kilometerzahl präsentieren, die sie in Wirklichkeit gar nicht gewandert sind. Nicht wirklich vom Veranstalter zu verhindern. Aber der hatte wohl auch ein anderes Augenmerk. Und das lag wohl auch nicht auf einer einigermaßen vernünftigen Verpflegung der Teilnehmer. Kein großer Vorwurf hier, weil das hatte er schon im Vorwege kund getan, wir wussten also auf was wir uns einlassen. Wasser, Bananen, Äpfel, Müsliriegel, lauwarme bis kalte Brühe, Kaffe, Tee. Das war es. Weitere Verpflegung solllte man an den jeweiligen Verpflegungsständen gegen Bezahlung bekommen. Stimmt wohl für die ersten beiden VPs. Aber lange Schlangen an den Ständen und auch nicht wirklich das, was man auf so einer langen Strecke so braucht. Am dritten (unserem letzten VP) haben wir jedenfalls keine Zusatzverpflegung gesehen. Mag aber auch an der Erschöpfung gelegen haben.
Also nochmals Start; vorbei am Volksparkstadion, durch den Altonaer Volkspark (ganz nett); dann ätz, ätz, ätz durch Stellingen; Niendorfer Gehege (wiederum ganz nett); vorbei am Flughafen (interessant) aber der Weg nur durch Kleingartenanlagen eher bescheiden; auf dem Alsterwanderweg (sehr schön) nach Ohlsdorf; Friedhof Ohlsdorf und Bramfelder See (naja); ätz, ätz, ätz durch Bramfeld, Tonndorf, Jenfeld zum Öjendorfer Park (dem können wohl hauptsächlich 100MC-Mitglieder immer wieder schöne Seiten abgewinnen); Billstedt (Grausen pur); Boberger Niederung (ganz schön); ätz, ätz, ätz durch Billwerder; entlang der Dove-Elbe bis Tatenberg (ein Highlight); entlang der Norderelbe bis Tiefstack (wiederum naja); Elbpark Entenwerder und dann über die Elbbrücken auf die Veddel (muß man nicht haben); Veddel (ich liebe dieses Viertel, Auswärtige dürften es wohl mit der Angst zu tun bekommen haben); kreuz und quer durch Wilhelmsburg (naja); endlos erscheinende Kilometer nach Moorwerder zum VP 3; hier mein/unser glorreicher Ausstieg nach 63 km (wirklich gewandert, nicht abgekürzt); Elke könnte wohl noch, ich kann sie aber nicht überreden, mir von der Seite zu weichen
Aber viel an Erfahrung gewonnen!!!
Wandern ist nicht gleich laufen. nach nur 37 km machte bei mir die Oberschenkelmuskulatur zu. Kenn ich sonst gar nicht. Bis km 55 konnte mir dann noch geholfen, indem wir immer wieder kurze Laufpausen (200 - 500 Meter einlegten). Gehen bis es nicht mehr geht, dann laufen bis es wieder geht.
Das Schlimmste aber, Blutblasen an beiden Füssen, an den Hacken. Meine sonst so feinen Hokas, mit denen ich auch bei 24h-Stundenläufen bislang so gut wie keine Probleme hatte, können die des Wandern ungeübten Füße nicht ausreichend schützen.
Fazit:
- auch das Wandern will gelernt und geübt sein
- warum 100 km wandern, wenn es denn auch Abkürzungen zu nehmen gäbe?
- bei der Verpflegung darf man nicht mehr erwarten, als ausgeschrieben (also wenig)
- es gibt bestimmt die eine oder andere schönere Strecke in Hamburg
Und jetzt noch ein paar Fotos. Kaum lohnende Motive und die meiste Zeit war es auch noch dunkel.
vorbei am Volksparkstadion, hier spielt gerade Hamburgs zweitwichtigster Fussball-Verein gegen Hoffenheim und man staune, gewinnt heute